Die Goldene Meile
28. August 2005 bis 30. April 2006
Das Viertel um die Ritterstraße in Kreuzberg ist heute fast ausschließlich von Wohnungsbauten der 1950er bis 1980er Jahre geprägt. Seine ehemalige Bedeutung als weltweit agierendes Produktions- und Handelszentrum lässt sich nur noch an ganz wenigen Stellen erahnen, z.B.im Ritterhof und am Pelikan-Haus. Von der Gründerzeit bis zur nahezu vollständigen Zerstörung der Bausubstanz 1945 boten die im Exportviertel Ritterstraße ansässigen Musterlager und Messpaläste das Bild einer Dauermesse, die sogar der Leipziger Mustermesse Konkurrenz machte.
Die Ausstellung warf ein Licht auf die besonders innovativen Branchen des Viertels: Anschaulich präsentiert und kenntnisreich erläutert wurden die Firmengeschichten des Sanitärwaren-Herstellers Butzke, der Lichttechnik-Pioniere Schwinzer und Gräf, Wild und Wessel sowie der Luxus-Papier-Produzenten Rotophot und MK-Papier.
Die unerreichte Qualität deren Erzeugnisse hatte ihren Ursprung im unternehmerischem Erfindungsgeist vor mehr als einhundert Jahren, der in der Luisenstadt (heute Kreuzberg) einen ausgesprochen guten Nährboden fand. Zu der produktiven Vielfalt des Viertels gehörte auch die kunsthandwerkliche Werkstatt für Elfenbeinkunst Preiss & Kassler, deren art-deco Kleinplastiken heute in Sammlerkreisen hochgeschätzt werden. Die in der Ausstellung erstmals gezeigten Elfenbeinfiguren sind beredte Zeugnisse vom Frauenbild und den Schönheitsvorstellungen des frühen 20. Jahrhunderts. Für das System der "Warenagenten" und "Musterläger", das die internationalen Handelsbeziehungen der damaligen Zeit prägte, stand die Firma Weckmann, und für das sich rasant entwickelnde Transportwesen die Geschichte der Paketfahrt-Gesellschaft.