Das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) Potsdam und das Friedrichshain-Kreuzberg (FHXB) Museum laden ein zu einer Feierabend-Führung durch die aktuelle Ausstellung sowie zur Präsentation der digitalisierten Sammlung Plewka – einer beeindruckenden Kollektion von über 5600 historischen Postkarten mit Motiven aus Kreuzberg, entstanden zwischen etwa 1890 und 1945.
Die Karten zeigen Straßenzüge, Plätze, Geschäfte und Alltagsszenen und geben faszinierende Einblicke in das Leben vergangener Zeiten. Gleichzeitig werfen sie zentrale Fragen an unser heutiges Verständnis von Geschichte auf: Welches Bild von Kreuzberg entsteht beim Blick auf diese historischen Ansichtskarten heute? Was wird dargestellt – und was bleibt unsichtbar? Welche Bilder prägen unsere Vorstellung von Vergangenheit, und welche Leerstellen bleiben bestehen?
Im Rahmen eines interdisziplinären Digitalisierungsprojekts des FHXB Museums – durchgeführt in Kooperation mit dem ZZF Potsdam – haben Masterstudierende des Studiengangs Public History an der Freien Universität Berlin eine Online-Präsentation entwickelt, die anhand der Postkarten ausgewählte Geschichten über Kreuzberg erzählen. Zwei dieser studentischen Arbeiten werden im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt: „Where are the Queers at?!“ untersucht queere (Un)Sichtbarkeiten in den Karten, während „Verfolgung und Enteignung“ sich mit dem jüdischen Leben in der NS-Zeit auseinandersetzt, das letztendlich kaum in der Kartensammlung deutlich wird. Beide Projekte zeigen exemplarisch, was historische Postkarten uns heute über die Geschichte erzählen oder eben auch nicht erzählen.
Unterstützt wird die Veranstaltung durch das EU-geförderte Projekt EUROPAST – Facing the Past. Public History for a Stronger Europe. Ziel dieses internationalen Projekts ist es, die akademische Exzellenz und Forschungskapazitäten im Bereich Public History – insbesondere an der Universität Vilnius – nachhaltig zu stärken. Dazu wird ein langfristiges Netzwerk zwischen führenden Institutionen aufgebaut: dem ZZF Potsdam, dem Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C²DH) sowie der Universität Lund.
Die Veranstaltung bietet nicht nur spannende Einblicke in die digitalisierte Sammlung Plewka, sondern auch in aktuelle Forschungsperspektiven und internationale Kooperationen im Bereich der Public History. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie Geschichte heute öffentlich vermittelt werden kann – analog in Museen aber auch auf digitalen Plattformen.
Mit Dr. Irmgard Zündorf (ZZF Potsdam), Sonja Lindhauer (FHXB Museum), Janika Stolt (FU) und Marina Kochedyshkina (FU)